- 60 — Dritter Aöschnitt.
Geschichte -es Elsasses von der Lesltzergreifung durch Frankreich bis zur Wiedervereinigung mit Deutschland.
(1648—1871.)
Der Rat von Ensisheim.
(1658.)
Der westfälische Friede hatte sich in zweidentiger Weise über die reichsnnmittelbaren Gebiete sowohl der freien Herren, als der Städte ausgesprochen. Der französische König konnte sein Ansehen nur mit Mühe in den freien Reichsstädten zur Geltung bringen. Im I. 1653 beschwerten sie sich beim deutschen Reichstage, daß ihre Vorrechte und Freiheiten nicht gehörig beachtet würden. Um seine Herrschaft mehr zu befestigen, grünbete der König 1658 den Rat von Ensisheim. Am 14. November würde er unter einem gewaltigen Zulauf des Volkes, in Anwesenheit zahlreicher Abgesanbten des Abels, der Geistlichkeit und der Städte eingesetzt. Früh um 8 Uhr begab sich die Versammlung in den großen Saal des Stabthauses. Sogleich würde Über dem Haupteingange das Wappen des Königs von Frankreich angebracht. Von hier bewegte sich der festliche Zug nach der Pfarrkirche, voran Bogenschützen mit den königlichen Farben, dann die Beamten des ganzen Rates, die Abgesandten vieler Staaten, die Vertreter der Reichsstädte, Prälaten, Edellente und andere hervorragende Personen. Zwischen zwei Reihen Soldaten, die in Parade aufgestellt waren, schritt der Zug dahin. Am Portal der Kirche empfing der Abt von Lützel im festlichen Ornate an der Spitze der Geistlichkeit die Fest-teilnehmer und hielt eine Ansprache, worin er den Entschluß des Königs pries. Nachdem dann eine feierliche Messe gelesen worden war, kehrte der Zug in derselben Ordnung in das Rathaus zurück. Hier wurde das königliche Schreiben über die Einsetzung des Rates verlesen und dann der Huldigungseid geleistet. — Dieser Rat hatte für die Pflege des Rechts im Elfaffe und außerdem für die feste Vereinigung sämtlicher Städte, Herrschaften und Gebiete des Landes mit Frankeich zu sorgen. Freilich
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Extrahierte Ortsnamen: Elsasses Frankreich Deutschland Ensisheim Ensisheim Frankreich Pfarrkirche
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tionen gemacht, als die Franzosen. Frankreich war schon zweimal eine
Republik, und schon zwei Mal ist die Republik in ein Rapoleonisches Kaiser-
thum umgeschlagen. Gegenwärtig ist Louis Napoleon Bonaparte Iii. Kaiser
von Frankreich. Er hat die französische Kriegsmacht, mit deren Hülfe er
sich den Besitz der Kaiserwürde verschaffte, auf einen Achtung gebietenden
Stand gebracht. Die französische Flotte steht vielleicht nur noch in der Be-
dienung der englischen nach, und das französische Landheer übersteigt an Zahl
und Kriegstüchtigkeit das englische. Die Stärke des französischen Heeres
beträgt im Frieden 380,000 Mann, die Stärke der Flotte wird auf 480
Kriegsfahrzeuge mit 9,700 Kanonen angegeben. Die Handelsflotte bestand
zu Anfang 1863 aus 15,132 Schiffen mit 982,571 Tonnen.
Frankreich zerfällt in 89 Departements; wir wollen jedoch die alte
Provinzial-Eintheilung hier zu Grrmde legen.
1. Jsle de France.
Haupt- und Residenzstadt Frankreichs ist Paris an der Seine, 1,700,000
Einw. Festung und Universität. Sie zerfällt in 3 Stadttheile: la ville
nördlich der Seine, In eite oder die Altstadt auf einer Seine-Insel, und der
Stadttheil südlich der Seine mit dem Markier latin. Paris hat 34 Vor-
städte, 56 Thore oder Barrieren, 76 freie Plätze, 25 Theater, 22 Brücken.
Unter den Vorstädten sind St. Antoine, St. Martin und Montmartre, unter
den Plätzen der Bastille- und der Vendüme-Platz bekannt. Die Kirche Mirs
clame, das Invalidenhotel, das Stadthaus, die Tuilerien, das Louvre, das
Palais Luxemburg, das Palais royal, la Morgue sind bemerkenswerthe Ge-
bäude. Erwähnung verdienen noch der an Monumenten überaus reiche
Kirchhof Père la Chaise, die elysäischen Felder, ein von einer Allee durch-
schnittener Lustwald, die 22 Boulevards, breite mit Bäumen besetzte Straßen
zwischen der Stadt und den Vorstädten. Kaiser Napoleon I. ruht seit 1840
im Dome der Invaliden.
Ganz in der Nähe von Paris liegen von 30 Städten noch folgende
bemerkenswerthe: St. Denis, Begräbnißort der französischen Könige, Versailles
mit einem berühmten Schlosse, im schönsten Style, St. Cyr mit einer Mili-
tärschule. St. Cloud und Fontainebleau mit herrlichen Schlössern und
Parkanlagen. In Fontainebleau unterzeichnete am 11. April 1814 Na-
poleon I. seine Abdankung. Südöstlich von Paris liegt das durch seine
Käse berühmte Dorf Brie in der gleichnamigen Landschaft (krommafs äs 6ris.)
2. Die Picardie,
zu beiden Seiten der Somme, ist eine fruchtbare, gut angebaute Provinz.
Hauptstadt ist Amiens an der Somme, 60,000 E., geschichtlich wichtig durch
Peter von Amiens, den Kreuzzugs-Prediger, 1091, und durch den Friedens-
schluß von 1802 zwischen England und Frankreich.
3. Die französischen Niederlande.
Artois, Hennegau und Flandern sind gewerbreiche Provinzen und haben
viele Festungen und vorzügliche Fabriken in Spitzen, Leinwand, Battist rc.
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Extrahierte Personennamen: Louis_Napoleon_Bonaparte_Iii Napoleon Jsle_de_France Antoine Martin Kirchhof_Père Napoleon_I. Denis Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreichs Paris Paris Bastille- Palais_Luxemburg Paris Versailles Fontainebleau Fontainebleau Paris Amiens England Frankreich Hennegau
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Die zweite Hlfte des 17. Jahrhunderts.
Zl-chi-r, Soutbaloue, Massillan und geneton, die qemanbten Bnefstellennnen Madame de Scvigne und Frau van Maintenan zieren sein Zeitalter.
Der franzsische Hof wurde der Mittelpunkt irdischen Glanzes. Die groen Lustschlsser mit den prachtvollen Marmortreppen zu Versailles, die berhmten Gartenanlagen mit Springbrunnen, die franzsischen Hof-trachten und Hofgebruche wurden vorbildlich fr ganz Europa. Namentlich vergeudeten die kleinen deutschen Fürsten das Geld ihrer Unterthanen, um die hauten und Feste des Franzosenknigs nachzuahmen. Die franzsische Mode und die franzsischen Percken fanden berall Nachahmung (Kg. 158 165), und die franzsische Sprache wurde die Sprache der deutschen Hfe und der Staatsmnner. Die meisten deutschen Fürsten er-hielten Jahrgelder von dem Franzosen; dafr entzogen sie ihre Hilfe dem Kaiser. In seinem Ubermute lie Ludwig eine Uhr anfertigen, in der ein knstlicher Hahn, das Sinnbild Frankreichs, bei jedem Stundenschlage krhte; der deutsche Adler aber, der ebenfalls an der Uhr angebracht war, gitterte bei diesem Krhen jedesmal am ganzen Leibe. Ein groes Standbild stellte den König selbst dar, stehend auf dem Nacken von vier Sklaven, die den deutschen Kaiser, Holland. Spanien und Brandenburg versinnbildlichten.
Hohn auf die Zerrissenheit und Schwche des Deutschen Reiches war die Einsetzung der sogenannten Reunionskammern. Ludwig erklrte, da ihm alle Orte gehrten, die jemals im Lehens- oder Erbschafts-verbnde zu denjenigen Landstrichen gehrt htten, die im Westflischen Frieden und nachher an Frankreich abgetreten worden waren, und setzte vier Ausschsse ein, die solche Orte aussindig machen sollten. Hatten diese Ausschsse einen solchen Ort in den Akten gefunden, fo lie er ihn sofort besetzen. So kamen Luxemburg, die Städte Zweibrcken und Saarbrcken unter seine Herrschaft. Zwar gab er diese Orte spter heraus, aber das Elsa mit Straburg blieb verloren.
Der uere Glanz hatte groes Elend im Innern des franzsischen Landes im Gefolge. Die Prunkbauten, die vielen Kriege hatten so nn-geheure Summen verschlungen, da das reiche Land verarmte. Das unrhmliche Ende der ruhmreichen Regierung fllt in das folgende Jahr-hundert.
Kaiser Leopold und Ludwig Xiv. Kaiser Leopold und Ludwig Xiv. ragen Beide zwar noch ins 18. Jahrhundert hinein, doch fllt ihre Haupt-thtigkeit in das 17. Jahrhundert. Sie sind die Gegenstze ihrer Zeit, Lud-wig im Angriff, Leopold in der Verteidigung. Ludwig ist Eroberer und besitzt alles, was Erfolge erringen kann, Schnheit, Redegewandtheit, Ausdauer in der Arbeit, glhenden Ehrgeiz, Khnheit, ein Land reich an Hilfsmitteln, ein arbeitsames, reichbegabtes Volk, das immer bereit ist, Gut und Blut fr
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Extrahierte Personennamen: van_Maintenan Ludwig Ludwig Ludwig Elsa Leopold Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Europa Frankreichs Holland Spanien Brandenburg Frankreich Luxemburg
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erfundene Buchdruckerkunst, der die gleichfalls deut-
schen Erfindungen des Linnenpapiers und der
Form schnei de tun st (beide um 1300) vorangingen.
128. Zustand der westlichen Völker
Ohne jene von außen kommende Belebung der
wahrhaft bildenden Studien würden die westlichen Län-
der noch lange an scholastischen Spitzfindigkeiten den
Scharfsinn gemißbraucht haben, zumal da Kriege
zwischen Frankreich und England sich durch die lebten
Jahrhunderte dieser Periode hindurchziehen, England
auch durch innere Kriege, um den Besitz des Thrones
geführt, zerrüttet wurde.
129. Frankreich im Kampf mit England.
Nach dem Erlöschen der altern Linie des Capetin-
gischen Hauses in Frankreich, war das Haus Valois
mit Philipp Vi. 1328 auf den Thron gekommen,
während auch Eduard Iii. von England Ansprüche
auf die französische Krone machte. Hieraus entstand
gegenseitige Eifersucht, aus Eifersucht Krieg, aus
Krieg Nationakhaß. Siege Eduards bei Sluis 1340
mit der Flotte, bei Creffy 1346 zu Lande. Eroberung
von Calais 1347. Waffenstillstand, verlängert durch
das große S terben *1350. Neuer Ausbruch des
Akrieges. . In der Schlacht bei Poiticrs 1356 wird Kö-
nig 3 o h a,i n» von Frankreich gefangen (der schwarze
Prinz), und erl-ngt erst im Frieden zu Bretigny
1360 seine Freiheit wieder gegen Entsagung der Ober-
^nshkrrschaft von Guienne.
Auch in Innern Unruhen,
während der Gefangenschaft des Königs, unter
der Regenrschaft des Dauphin Karl, gerieth Frank-
reich in Aufruhr gegen die königliche Gewalt — ein,
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Vi Philipp Eduard_Iii Eduard Eduards Eduards Creffy Guienne Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England England Frankreich England Frankreich England Frankreich
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Gefühlen mißlungener Unternehmungen und vereitelter Rachsucht.
Er hinterließ bei allen Schätzen Mexicos und Perus eine Schul-
denlast von hundertfünfzig Millionen Dukaten. Seine Leiche
ward in dem prachtvollen Kloster Eskorial, das er mit dem un-
geheuren Kostenaufwande von fünf Millionen Dukaten hatte bauen
lassen, beigefetzt.
Auch nach seinem Tode dauerte der Kampf gegen die Nieder-
lande fort, ohne jedoch zu dem beabsichtigten Zwecke zu führen.
Im Jahre 1609 sah sich Spanien sogar gezwungen, einen Waf-
fenstillstand auf zwölf Jahre zu schließen. Wahrend dieser Ruhe
stieg die Republik jener sieben nördlichrn Provinzen durch Han-
del und Schiffahrt zu einer schnellen Blüthe empor und trat in
die Reihe der selbständigen europäischen Staaten. Zwar erneuerte
sich, nach Ablauf jenes Waffenstillstandes, im Jahre 1621, der
Kampf wieder und verwickelte die junge Republik auch in den
dreißigjährigen Krieg; aber am Ende desselben wurde ihre Freiheit
durch den westfalischen Frieden 1648 auch von Spanien aner-
kannt und bestätigt.
Philipp Ii., der alle seine Versuche, England zu demüthi-
gen und die Niederlande wieder zu unterwerfen, an der verzweifel-
ten Gegenwehr dieser Völker hatte scheitern sehen müssen, empfand
doch den Trost, seiner Krone eine neue schöne Perle, das reiche
Portugal, zu gewinnen. Hier war das Königshaus ausge-
storben, und unter den drei Kronbewcrbern gewann Philipp durch
Alba's Siege den Thron. Sechszig Jahre hindurch, von 1580
bis 1640 blieb es eine Provinz Spaniens und theilte alles Un-
glück mit diesem Reiche, das gerade von dieser Zeit an durch
unglückliche Kriege und unweise Verwaltung seinem eigenen Ver-
falle entgegeneilte. Spaniens mächtige Feinde, die Engländer und
Niederländer, warfen sich über die herrlichen Besitzungen der wehr-
losen Portugiesen her und eroberten einen großen Theil derselben.
Erst im Jahre 1640, unter der Regierung Philipp's Iv., eines
Enkels Philipp's Ii., warfen die Portugiesen das verhaßte spa-
nische Joch ab und wählten den Herzog Johann vonbra-
g a n z a zu ihrem Könige, dessen Haus noch jetzt in Portugal regiert.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Philipp Philipp Iv. Johann_vonbra- Johann
Extrahierte Ortsnamen: Mexicos Perus Spanien Spanien England Niederlande Portugal Spaniens Portugal
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Alexander, dem Haupt des Städtebundes, ein Abkommen, wodurch die Friedensunterhandlungen eingeleitet wurden. Der Kaiser erkannte rückhaltlos Alexander als den alleinigen und rechtmäßigen Papst an; dieser dagegen versprach, den Frieden zwischen dem Kaiser und den lombardischen Städten auf einer für beide Teile annehmbaren Grundlage vermitteln zu wollen. Und da auch der Papst von der gleichen Friedenssehnsucht beseelt war, wie der Kaiser, so kam im folgenden Jahre vorläufig ein sechsjähriger Waffenstillstand zu stände; während dieser Zeit sollte über den endgültigen Frieden verhandelt werden.*) In Venedig fand darauf im Jahre 1177 eine glänzende Versammlung statt, an der auch der Kaiser und der Papst persönlich teilnahmen. Auf goldgeschmückter Galeere zog Friedrich, von Chioggia (südlich von Venedig) kommend, nebst seiner Gemahlin in Venedig ein, empfangen von der ihm zujubelnden venetianischen Jugend; am Eingänge der Markuskirche, deren goldglänzende Kuppeln im Glanze der Maiensonne strahlten, empfing ihn der Papst. Als der Kaiser herzutrat, fiel er vor dem Nachfolger Petri auf die Kniee und küßte ihm die Füße; dieser aber richtete ihn auf und gab ihm den Friedenskuß, und gemeinsam schritten sie nun, umbraust von dem tosenden Beifall der Menge, in die weiten Hallen des prächtigen Gotteshauses, wo vom Papst ein feierliches Hochamt gehalten wurde. Als nach Beendigung des Gottesdienstes beide Häupter der Christenheit die Kirche verließen, und der Papst das bereitstehende Pferd bestieg, um zu seinem Quartier zurückzukehren, hielt ihm der Kaiser den Steigbügel und schritt zu Fuß neben dem Pferde des Papstes durch die an beiden Seiten der Straße stehende dichtgedrängte Volksmenge bis zu der päpstlichen Wohnung. Ein Fest drängte das andere auf diesem prunkvollen Kongreß zu Venedig. Die prächtigen Gottesdienste in der Markuskirche wechselten ab mit den nicht minder prächtigen Gelagen in den stolzen Palästen der Jnselstadt.
*) Derselbe wurde geschlossen zu Konstanz, 1183.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Friedrich Friedrich Chioggia
Zeit gemässigten Fortschrittes. — § 62. Der französische Krieg. 199
beiter bemächtigen sich der Vorräte und versuchen das Regiment an sich zu reissen. Nur mit Mühe und unter. Blutvergiessen gelingt es, der Aufstände Herr zu werden.]
Die Ausfälle der Belagerten (28. Oktober Kämpfe um Le Bourget, 30. November Überschreitung der Marne mit 70000 M., Kämpfe um Brie und Champigny, 19. Januar der letzte grösste mit 100000 M. unter dem Schutze des Mont Valerien in der Nähe des von den Franzosen zerstörten Schlosses St. Cloud) werden von den Deutschen, wenn auch unter schweren Opfern, zurückgewiesen. Die Beschiessung der Stadt beginnt am 27. Dezember. Am 29. gelangt das Aussenwerk Mont Avron, bald darauf auch der südliche Festungsring (Jssy, Vanves, Montrouge) in die Hände der Deutschen.
[Der Hunger beginnt die Belagerten zu quälen und treibt zum Genuss ungewöhnlicher Nahrungsmittel.]
Am 28. Januar 1871 kommt ein dreiwöchentlicher Waffenstillstand zu stände, kraft dessen sämtliche Forts den deutschen Armeen eingeräumt, die Verteidigungsarmee (bis auf 12000 M., die zur Aufrechterhaltung der Ordnung nötig) entwaffnet und in Kriegsgefangenschaft gegeben werden soll; zugleich soll eine Nationalversammlung berufen werden urid über Krieg und Frieden entscheiden.
K. Die letzten Kämpfe. Nicht einbegriffen werden in den Waffenstillstand die burgundischen Teile am Jura und an der Cöte d’Or, wo noch weiter gekämpft wird (s. o. H.). Hier er-giebt sich Belfort, da mit Wiedereröffnung der Feindseligkeiten nach Abschluss des Waffenstillstandes gedroht wird, am 18. Februar.
[Damit sind sämtliche belagerte Festungen mit Ausnahme der kleinen Festung Bits ch in die Hände der Deutschen gelangt.]
Iii. Der Friede. Die französische Nationalversammlung kommt (Mitte Februar 1871) in Bordeaux zusammen. Thiers tritt an die Stelle Gambettas.
Am 26. Februar 1871 kommt ein Präliminarfriede zu stände (genehmigt 1. März), kraft dessen Eisass und Deutsch-Lothringen mit den Festungen Strassburg, Metz und Dieden-hofen an Deutschland abgetreten werden und die Verpflichtung zur Zahlung von 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung übernommen wird.
Am 1. März ziehen 30000 M. der deutschen Sieger in Paris ein und machen nach dem Einmarsch durch den Are de Triomphe auf dem weltberühmten Place de la Concorde Halt.
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Extrahierte Ortsnamen: Strassburg Deutschland Paris
— 81 —
Dann bei Arcole. Hier sollte eine Brücke genommen werden. Aber die Franzosen wichen vor dem fürchterlichen Feuer zurück. Viele Offiziere und Generale waren schon verwundet, und an Toten fehlte es nicht. Niemand wollte mehr heran. Da ruft Bonaparte: „Grenadiere, seid Ihr nicht mehr die Tapfern von Lodi?" — Damit springt er vom Pferde und ergreift eine Fahne. „Folgt mir, eurem General!" so ruft er und stürzt selbst auf die Brücke. Die Soldaten ihm nach, aber vor dem entsetzlichen Eisen-Hagel weichen sie zurück. Schon dringt der Feind vor, Bonaparte sieht sich verlassen und — stürzt über die Brücke hinab in den Sumpf. Von den Seinen getrennt, wäre er verloren gewesen. Da sehen ihn die Soldaten. „Rettet den General!" so rufen sie und stürmen nun nochmals auf die Brücke. Ihrem Anprall vermochte der Feind nicht zu widerstehen, ging zurück, die Brücke war genommen und der General gerettet. Bald mußten die Österreicher Frieden schließen. Jn Campo Formio (Immer Karte!) 1797 traten sie ganz Oberitalien und Belgien an Frankreich ab. Überall wurde die republikanische Staatsform eingeführt, und Bonaparte schickte reiche Beute an Büchern, Gemälden, Bildwerken und Kostbarkeiten nach Paris, wo man mit Bewunderung von dem Helden von Lodi und Arcole erzählte. — England hatte an dem Frieden nicht teilgenommen. Bonaparte beschloß deshalb, es auf eine ebenso unerwartete, als empfindliche Weise zu bestrafen. Eine Hauptquelle des englischen Reichtums war Indien mit seinen Schätzen und dem lebhaften Handel. (Karte!) Diesen zu stören oder lieber zu vernichten war sein Zweck. Unerwartet setzte er mit einem Heere über nach Ägypten, das den Türken gehörte. Hier erheben sich uralte Bauwerke, die Pyramiden^). Bei ihnen kam es zur Schlacht mit den Mameluken, einem kühnen Reitervolke. Glänzend war der Sieg, aber auch fürchterlich die Niederlage, welche die französische Flotte gleichzeitig bei dem Dorfe Abukir erlitt. Sie wurde durch die Engländer unter dem berühmten Admiral Nelson völlig vernichtet. Bonapartes Zweck war also zunächst vereitelt, denn ohne Schiffe konnte er den Engländern keinen Schaden thun. Ja^ er kam durch den Verlust aller Verbindungsmittel mit seinem Heere in eine sehr gefahrvolle Lage. — Unterdessen ging in Europa der Krieg weiter fort. Aber er nahm für Frankreich eine unglückliche Wendung. Die Republikaner wurden geschlagen, jedermann war unzufrieden mit der Regierung. Diesen Zeitpunkt ersah sich Bonaparte. Heimlich, nur von wenigen Getreuen begleitet, begab er sich aus eins der an der ägyptischen Küste gelandeten Schiffe, entging den wachsamen Blicken der überall kreuzenden Engländer und landete unvermutet im letzten Jahre des Jahrhunderts an der französischen Küste. Nun eilt er nach Paris und stürzt die unfähige und verhaßte Regierung. Er schafft eine neue Verfassung und macht sich zum 1. Konsul. Niemand wagte, ihn zu hindern. Im Gegen-
, ^ Sie dienten den Bewohnern des alten Nillandes als Gewölbe zur Auf-^sen nahmen sie vorher die Eingeweide heraus, füllten Lü O ^ Ln mit Harzen und anderen Stoffen und umwickelten sie dann dicht
2 l solche einbalsamierte Leichen, die zusammentrocknen und
sich dann Jahrtausende halten, nennt man Mumien.
F. Engelmann, 80 Lektionen o. d. deutsch. Geschichte, ü. g
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Niederlande.
421
Staat gegen England in den Hintergrund. Der hollän-
dische Handel verhielt sich zum englischen um 1650 wie 5:1
— 1750 wie 6 : 7 — 1794 wie 6:15. Darauf kamen
die Stürme der französischen Zeit. Batavische Re-
publik, Königreich Holland — Theil des französi-
schen Kaiserreiches — das folgte ziemlich rasch auf einan-
der. Wie der Wiener Congreß ein neues, großes König-
reich der Niederlande errichtete, wie sich Belgien los-
riß — das ist 0. 418. erzählt worden. Jetzt umfaßt das
Königreich 640 su M. und 8 V4 Mill. E., worunter die
kleinere Halste römisch-katholisch, die größere refor-
mirt: dazu verschiedene Seelen. Die Colonieen stelle
nach S.84. 85. 90. 94.122.123.128.129. zusammen. Dem
Könige (Wilhelm Iii.) stehen in 2 Kammern Stände
zur Seite, welche noch immer den Namen Generalstaa-
ten und den Titel „Edelmögende Herren" führen. Ueber
die natürlichen Verhältnisse §. 93. 1. Die Hol-
länder, deren Sprache geradezu ein Dialekt des Nieder-
deutschen zu nennen ist, haben alle Vorzüge und Schatten-
seiten eines Kaufmannsvolkes. Sprüchwörtlich ist ihr Phleg-
ma und ihre Reinlichkeit geworden, wobei jedoch zu bemer-
ken ist, daß die erste Eigenschaft weder rühriger Arbeitsam-
keit, noch nöthigen Kraftanstrengungen (oft heldenmükhiger
Art) Eintrag thut. Daß die Holländer Deutsche sind,
könnte ihnen lebendiger bewußt sein.
re) Provinz Holland und zwar «) Nordholland. Darin
die Hauptstadt des Reiches, Amsterdam. Sie liegt da, wo sich
die Amstel in ,,i>e t Si“ (geschrieben P), einen nach Nw. 4 M.
einschneidenden Busen der Zuyder (Seuder) See ergießt. Die
ganze Stadt ruht auf Pfählen, die durch eine weiche Torfschichl
von 40 — 50' durchgetrieben, auf einem festeren Sandboden ruhen,
und bildet einen Halbkreis, den eine Menge von Kanälen oder
Grachten durchschneiden. Da auf dem wagerechten Boden an
Gefäll nicht zu denken ist, so müssen Mühlen ihr Wasser vor Fäul-
niß bewahren. Die Straßen an diesen Kanälen, meist mit Baum-
reihen eingefaßt, sind die besten der Stadt. Auf 14,000 Pfählen
ruht der königliche Palast, früher das Stadt- oder Rathhaus, ein
wahrer Prachtbau aus den glänzenden Zeiten der Republik. Unter
den Kirchthürmen haben viele Glockenspiele, welche die Holländer
ungemein lieben; in der neuen Kirche ruht der holländische Seeheld
Ruyter. Als Handels- und Fabrikstadt ist Amsterdam immer
noch sehr bedeutend: über 211,000 E., V5 Katholiken, V« Juden.
2 M. im Westen liegt Haarlem, 23,000 E., eine schöngebaute
Stadt. In der Kathedrale, der größten Kirche in Holland, die
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande England Holland Niederlande Belgien Holland Nordholland Amsterdam Amsterdam Haarlem Holland
Erfüllung.
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(Mit Genehmigung der Kunstanstalt F. & 0. Brockmann’s Nachf. R. Tamme, Dresden.)
Fig. 65. Johannes Schilling, das Niederwald-Denkmal. 1877—1883.
Auf mächtigem Unterbau und hohem Sockel thront die Germania, sie hält die,Kaiserkrone, die Errungenschaft des Krieges von 1870—1871, empor. Ihre Höhe beträgt bis zum Scheitel 10,60 m. Unten am Sockel übergibt der Rhein der Mosel das Wächterhorn, fortan soll sie die Grenzwacht üben. An den Ecksockeln des Unterbaues der Krieg mit Schwert und Kriegsposaune und der Friede mit Füllhorn und Friedenszweig. Zwischen diesen Figuren das Hauptrelief „Die Wacht am Rhein“: Kaiser Wilhelm umgeben von den Führern des Heeres und seinen Kriegern. An den Seiten die Reliefs „Abschied“ und „Heimkehr“, Fig. 62 und 63. — Die Germania selbst auf der letzten Seite des Umschlags.
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Extrahierte Personennamen: Tamme Johannes_Schilling Wilhelm